Immobilienwirtschaft fordert bessere Rahmenbedingungen statt Subventionen

Der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder warnen vor einem Kollaps im Wohnungsneubau. Foto: cjs/Archiv

Immobilienbranche im Krisenmodus: Ausgehend vom 49. Bundestag der Immobilien- und Vermögenstreuhänder präsentiert der Fachverband einen Fünf-Punkte-Plan mit Positionen an die Politik. Immobilienwirtschaft will endlich als gleichberechtigter Partner bei Wohnpolitik wahrgenommen werden.

Bei der österreichischen Immobilienwirtschaft steht es Spitz auf Knopf, das gegenwärtige Zinsumfeld sowie die strengen Kreditvergaberichtlinien bei Wohnkrediten haben den Markt in eine schwere Krise stürzen lassen. Mit einem Fünf-Punkte-Plan, der Mittwochvormittag vor Journalisten präsentiert worden ist, will nun der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder gegenüber der Politik ihre Positionen darlegen und gleichzeitig dazu auffordern, endlich zu handeln. Erarbeitet ist dieses Positionspapier im Rahmen des 49. Bundestags der Immobilien- und Vermögenstreuhänder vergangene Woche in Bad Loipersdorf im Zuge einer Mitgliederbefragung worden. Betont wird dezidiert, dass man keinerlei Subventionen in Form von Steuergeldern will, sondern bessere Rahmenbedingungen, um wieder aus der Krise herauszukommen.

Der Fachverband zeigt sich im Zuge der Pressekonferenz jedenfalls entschlossen, Lösungen und Wege aus der derzeitigen Krise zu finden, die zunehmend auch Nachfolgeeffekte auf die Bauwirtschaft selbst aber auch bei Dienstleistern in Form von Insolvenzen und Kündigungen zeitigt. „Von den mehr als 12.500 Mitgliedsbetrieben des WKÖ-Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder sind 99,4 Prozent Ein-Personen-, Klein- und Mittelbetriebe. Nur 0,6 Prozent der Unternehmen unserer Branche beschäftigen mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerade diese Unternehmen haben in den letzten Jahren zwei Drittel des Wohnungsneubaus in Österreich gestemmt“, sagt Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes. Gerade diese Unternehmen seien massiv von der aktuellen Krise betroffen, es sei „bereits fünf nach zwölf“, so Gollenz.

Im Rahmen des Fünf-Punkte-Plans fordert die Immobilienwirtschaft vor allem, endlich als gleichberechtigter Partner in allen Diskussionen rund um den Wohnbau anerkannt zu werden. „Österreich hat ein duales System am Wohnungsmarkt: einerseits den kommunalen und gemeinnützigen Wohnbau, andererseits unsere Mitglieder mit dem gewerblichen Wohnbau. Wir fordern, als gleichberechtigter Partner in alle Diskussionen rund um den Wohnbau eingebunden zu werden. Unsere Mitglieder sind die Hauptakteure am Markt. Niemand kennt ihn besser. Lösungen, die ohne uns erarbeitet werden, gehen an Land und Leuten vorbei“, so Gollenz.

Ebenso brauche es dringende Rahmenbedingungen, um leistbaren Wohnbau nicht nur zu ermöglichen, sondern vor allem sicherzustellen. Gollenz: „Der Wohnungsneubau inklusive des auf Neubauniveau sanierten Bestandes wird ab Mitte nächsten Jahres um mehr als 80 Prozent einbrechen. Die Folgen sind dramatisch“, warnte Gollenz. „Wir brauchen endlich gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Kosten des Wohnens senken. Das könnte zum Beispiel eine Durchforstung von Normen unter dem Gesichtspunkt der Kostensenkung bei gleichbleibender Sicherheit sein.“ Seit Jahren würden vom Fachverband überarbeitete Konzepte am Tisch liegen, wie etwa Baukosten gesenkt werden könnten, „aber das kommt bei der Politik einfach nicht an“, so Gollenz, der unter anderem weit überschießende Brandschutzbestimmungen oder Stellplatzverpflichtungen kritisiert. Es brauche eine Kostensenkung bei gleichbleibender Sicherheit.

Gleichfalls erforderlich sei es laut Fachverband, dass ein Sanierungsturbo gezündet werde. „Österreich und unsere Mitgliedsbetriebe brauchen einen Sanierungsturbo. Die Bevölkerung will ihn, die Umwelt braucht ihn, also sollte die Politik auch entsprechende Maßnahmen setzen“, sagte Gollenz. „Wir brauchen neue Regeln, die uns einfach sanieren lassen.“ Gollenz stellt in diesem Zusammenhang zudem klar, dass man keinerlei Steuergelder oder Förderungen haben wolle, um unter den aktuellen Gegebenheiten sanieren zu können. Man will neue Regeln, um die Sanierung entsprechend zu vereinfachen.

Unter dem Punkt Entgelt- und Leistungsfairness für Makler fordert der Fachverband eine sofortige Rücknahme des Bestellerprinzips, das seit einem Jahr in Kraft getreten ist und die österreichischen Makler schwer in Bedrängnis gebracht haben. „Mehr als die Hälfte unserer Mitglieder sind Makler, die von der Teuerung, der KIM-VO und dem Bestellerprinzip sehr hart getroffen werden“, so Michael Pisecky, Fachverbandsobmann-Stellvertreter. „Maklerinnen und Makler gehören zu den wenigen Berufen, die einen enormen Arbeitsaufwand ohne sichere Honorierung leisten müssen. Wir setzen uns daher für eine faire Darstellung der Maklerleistungen und eine damit verbundene Honorargerechtigkeit ein.“ Makler hätten nicht nur mit einem massiven Nachfragerückgang im Kaufsektor sowie mit höheren Kosten durch Inflation zu kämpfen, durch das Bestellerprinzip käme auf der Einnahmenseite „viel weniger rein“, Pisecky rechnet im Mietsegment von einem Rückgang der Provisionen von 30 Prozent, im Neubausegment aufgrund der ausfallenden Käufer von 80 Prozent. „Es steht die Zukunft der Betriebe auf dem Spiel“, so Pisecky.

Auch für Hausverwaltungen ist die gegenwärtige Lage immer schwieriger aufgrund der komplexen rechtlichen Situation. Der Fachverband fordert daher Rechtssicherheit für einen fairen Interessensausgleich. „Für Hausverwaltungen wird die tägliche Arbeit durch die mittlerweile undurchschaubaren Rechtsvorschriften immer schwieriger“, so Johannes Wild, Obmann-Stellvertreter. „Wir brauchen Rechtssicherheit durch klare, eindeutige Regelungen.“ Man könne als Verwalter „nicht einmal auf Mustermietverträge zurückgreifen“, allein durch den Umstand, dass Mietverträge quasi einzeln ausgestellt werden müssten, führe zu einem enormen Mehraufwand, auch aufgrund potenzieller Haftungsthematiken aufgrund der Rechtssicherheit sei der Job „nicht mehr adäquat durchführbar“, so Wild.

Einmal mehr hagelte es an Kritik an der in Österreich besonders strengen KIM-Verordnung. Man könne einerseits die Sturheit der FMA und des Finanzmarktstabilitätsgremiums nicht nachvollziehen, da man kaum Ausfälle bei Wohnungskäufern oder Häuselbauern verzeichne, dafür steige aber die Anzahl der Non Performing Loans bei gewerblichen Bauträgern, da sie aufgrund der KIM-Verordnung nichts mehr verkaufen könnten. Man wolle nicht an der Eigenkapitalquote rütteln, allerdings könne man sowohl bei der Schuldentilgungsquote (40 Prozent) oder an der Laufzeit (35 Prozent) etwas flexibler sein, ist man sich einig. Ebenso moniert der Fachverband, dass das im Frühjahr von der Bundesregierung groß verkündete Wohnbaupaket nicht greift. Wild: „Wie lange sollen wir noch warten? Die Bauwirtschaft steht mit dem Rücken zur Wand. Das muss endlich in die Köpfe der Politiker rein!“

Um diese Forderungen zu erfüllen, brauche es kein Steuergeld, sondern lediglich good will vonseiten der Politik. Das Positionspapier werde jedenfalls an die zuständigen Politiker sowohl vor als auch nach der Wahl übermittelt werden, man wolle den Druck erhöhen, so Gollenz: „Wir werden im Sommer trotz Pause im Nationalrat weiterhin laut poltern und hoffen, dass sich Politiker in den kommenden Tagen finden, mit denen man sachlich arbeiten kann.“ Pisecky: „Wir wollen faktengezogene Lösungen und eine faktenbezogene Politik. Dann können wir arbeiten und der Krise entgegenwirken.“ Man jammere nicht, so Gollenz, man will arbeiten, „wir haben die Positionen, wir haben die Antworten, wir wollen Ansprechpartner sein.“

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