Family Offices erwarten trotz Wirtschaftslage weitere Zuwächse

Der City Tower Vienna, in dem das Justizzentrum Wien Mitte untergebracht ist, ist an die Euro Real Estate verkauft worden. Foto: IMMOFINANZ/Michael Hierner

Deloitte Family Office Trend Report: Optimismus bei Private Equity. 80 Prozent erwarten ein Wachstum des gesamten Familienvermögens.

Während der institutionelle Sektor unter den aktuellen Marktbedingungen leidet, herrscht bei Family Offices deutlich mehr Optimismus. Immerhin war es doch das Private Equity, das im heurigen ersten Halbjahr sowohl in Deutschland als auch in Österreich deutliche Dominanz in den jeweiligen Immobilienmärkten gezeigt hatten – und Objekte gekauft haben, die noch während der Nullzinsphase aufgrund des starken Runs auf Gewerbeimmobilien kein Thema waren. Das betraf vor allem Immobilien, die dem Core-Sektor zuzurechnen waren, prominentestes Beispiel heuer war der Ankauf des City Tower Vienna durch die Euro Real Estate – der Immobiliensparte des Family-Office der Wilhelm von Finck Gruppe. Die positive Stimmung trotz der angespannten Wirtschaftslage wird nun auch durch den Deloitte Family Office bestätigt.

Der Report, der weltweit mehr als 350 Family Offices mit einem durchschnittlichen verwalteten Vermögen von rund 1,8 Milliarden Euro befragte, prognostiziert, dass 70 Prozent der Befragten mit einem Anstieg ihres verwalteten Vermögens im Jahr 2024 rechnen, rund 80 Prozent erwarten sogar ein Wachstum des gesamten Familienvermögens . „Family Offices haben die turbulenten Umstände der vergangenen Jahre gut gemeistert und erwarten auch heuer einen Vermögenszuwachs“, sagt Gottfried Spitzer, Partner bei Deloitte Österreich. Der Vermögenszuwachs wird auf langfristige Investitionsstrategien und große finanzielle Reserven zurückgeführt, die es den Family Offices ermöglichen, günstige Investitionschancen zu nutzen und wirtschaftlichen Schwankungen zu trotzen.

Das schlägt sich auch auf die Personalpolitik der Family Offices nieder: Neben dem Vermögenswachstum zeigen die Ergebnisse des Reports auch, dass viele Family Offices planen, ihr Personal aufzustocken. Vier von zehn der befragten Gesellschaften beabsichtigen, in diesem Jahr neue Mitarbeiter einzustellen. Rund 30 Prozent dieser Einstellungen betreffen Expertinnen und Experten außerhalb der Familienkreise, was auf eine zunehmende Professionalisierung des Sektors hinweist. Ein Drittel der Family Offices plant außerdem, künftig vermehrt auf externe Dienstleister zurückzugreifen. „Das steigende Interesse an qualifiziertem Personal außerhalb der Familie ist Ausdruck einer Professionalisierung des Marktes“, betonte Spitzer und verwies darauf, dass die spezialisierten Dienstleistungen zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Trotz des positiven Ausblicks bereiten geopolitische Entwicklungen den Family Offices Sorgen. Die Krise im Nahen Osten und der anhaltende russische Angriffskrieg in der Ukraine verstärken die Unsicherheiten. Diese geopolitischen Risiken werden laut den befragten Family Offices als größeres Problem wahrgenommen als Inflation oder die Gefahr einer globalen Rezession. „Es ist wichtig, geopolitische Risiken bei Investitionsentscheidungen nicht zu vernachlässigen“, so Spitzer.

Ein weiteres zentrales Thema für Family Offices weltweit sind Investitionen in die Bereiche Nachhaltigkeit und Technologie. Laut dem Deloitte Report investieren bereits 57 Prozent der befragten Gesellschaften in nachhaltige Projekte, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 45 Prozent im Jahr 2021. Auch der Bereich Technologie gewinnt zunehmend an Bedeutung: Knapp die Hälfte der Family Offices (43 Prozent) plant, noch in diesem Jahr Strategien zur Einführung neuer Technologien zu entwickeln. „Technologie und Nachhaltigkeit sind die Trendthemen für die kommenden Jahre“, erklärte Spitzer. Diese Investitionen seien entscheidend für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Family Offices.

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