Der Immobilienboom und die Demut

ANeuhuber Pressefoto Magan - Foto: © Hertha Hurnaus

ANeuhuber Pressefoto Magan - Foto: © Hertha Hurnaus

Und es geht noch immer weiter. Die Preisrallye am Immobilienmarkt scheint kein Ende zu nehmen. Die Covid-Krise ist noch nicht mal ausgestanden, trotzdem kehrt langsam wieder Normalität im Alltag ein.

Aktuell ist aufgrund der niedrigen Zinsen – in zunehmendem Maße sogar Negativzinsen bei Banken („Verwahrungsentgelt“) – der Kapital- und Anlagedruck enorm gewachsen. Dazu kommt, dass neue Konkurrenten auf dem Markt tätig werden. PwC geht in seinen aktuellen „Emerging Trends in Real Estate“ davon aus, dass Immobilien nicht mehr nur eine Anlagealternative sein werden, als Beimischung unter anderem bei Versicherungen oder großen Staatsfonds, sondern auch eine wesentliche Komponente im Anlageportfolio. Das heißt, es kommt durch diese Institutionen noch mehr Geld auf den Markt, als ohnehin schon vorhanden ist. 

Die Nachfrage wird besonders die als sicher geltenden Wohnungsmärkte betreffen. Speziell in Deutschland und auch in Österreich ist diese Assetklasse schon seit jeher äußerst gefragt. In beiden Ländern haben Wohnimmobilien bei den Investments bereits zum wiederholten Mal die früher immer an der Spitze liegenden Büroimmobilien überholt. Wohnprojekte und Wohnanlagen sind derzeit die beliebteste Assetklasse bei institutionellen Investoren überhaupt. Gleichermaßen trifft das natürlich auch auf das schon seit Langem nachgefragte Zinshaus (in Deutschland meist Mehrfamilienhaus genannt) zu.

Und zu guter Letzt wurde in der deutschen Hauptstadt noch ein Turbo gezündet: Am Berliner Immobilienmarkt geht es steil nach oben. Das Urteil des deutschen Verfassungsgerichtshofs zum Mietendeckel hebt alle Schranken auf.

Aber nicht nur Berlin ist als Investitionsstandort beliebt, auch B- und C-Städte wie Leipzig, Dresden, Rostock, Halle, Erfurt oder Chemnitz stehen im Fokus der Kaufinteressenten.

Mehr Ware in Deutschland
Der Rendite-Spread zwischen Österreich und Deutschland ist zwar kaum mehr vorhanden, aber einen wesentlichen Unterschied gibt es noch immer: In Deutschland ist, aus verschiedensten Gründen, allein schon wegen der schieren Größe des Landes, wesentlich mehr Ware verfügbar.

Aber das gilt nicht für alle Assetklassen, denn Hotel und Einzelhandel leiden noch unter den Auswirkungen der Pandemie und den Restriktionen der letzten 18 Monate.

Wohin die Reise gehen wird, ist ohne Blick in die Glaskugel wie immer schwer abzuschätzen, aber solange die Gemengelage so bleibt, wie sie derzeit ist, lässt sich nur ein einziger Schluss ziehen: Der Druck auf die Immobilienmärkte bleibt bestehen, die Preise werden weiter steigen.

Trotz aller Euphorie auf Verkäuferseite sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass der Boom nicht allein durch Nachfrage befeuert wird, sondern künstlich indiziert ist. Pandemie, Inflationsgespenst, Niedrigzinsen, das sind die Zutaten für die derzeitige Immobilien-Hausse.

Nach mehr als zehn Jahren des stetigen Anstiegs kann man das schnell mal aus den Augen verlieren, auch der Immobilienmarkt ist ein Markt und keine Einbahnstraße.

Ein wenig Demut tut uns also allen gut.

Die mobile Version verlassen