Acredia: Fünftel der österreichischen Insolvenzen trifft Bauwirtschaft

Die österreichische Bauwirtschaft kämpft mit dem aktuellen Marktumfeld, so Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz. Foto: Acredia / Martina Draper

Baustopps, Stornierungen, Zahlungsverzug und Insolvenzen bringen Bauwirtschaft unter Druck.

Die Zinswende und damit einhergehend zahlreiche Baustopps sowie Stornierungen und Insolvenzen hat der österreichischen Bauwirtschaft gehörig unter Druck gebracht. Das geht aus einer Analyse des Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade hervor, die einen Anstieg bei Insolvenzen im heimischen Baugewerbe von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausgewiesen hat. Bis zum heurigen September hätten 667 Bauunternehmen Zahlungsunfähigkeit angemeldet, damit seien sie für ein Fünftel der Gesamtkonkurse in Österreich verantwortlich.

Mit ein Grund sind die stark rückläufigen Baugenehmigungen am österreichischen Wohnungsmarkt, da zahlreiche Neubauvorhaben aufgrund der steigenden Kosten und hoher Zinsen aufgeschoben worden sind. Demnach seien die Baugenehmigungen bis zum heurigen August um gut ein Drittel gesunken als 2019. Gudrun Meierschitz, Vorständin bei der Acredia: „Viele Bauprojekte werden derzeit auf Eis gelegt, gleichzeitig sind die Mieten in Österreich in diesem Jahr im Schnitt um 8,6 Prozent gestiegen. Bezahlbarer Wohnraum ist schon seit Jahren knapp, die aktuelle Situation dürfte sich jetzt noch weiter verschärfen.“ Ein kleiner Lichtblick sind die zuletzt leicht gesunkenen Materialkosten. Allerdings sind diese weiterhin auf hohem Niveau und Lohnkosten sowie Fachkräftemangel bereiten der Branche weiterhin große Sorgen.“

Meierschitz: „Die schwache Auftragslage trifft viele Projektentwickler und Bauunternehmen hart, da seit Monaten praktisch keine neuen Aufträge hereinkommen. Gerade die vielen mittelständischen Unternehmen sitzen als Subunternehmen oft zwischen den Stühlen. Sie haben wenig Raum zur Preisgestaltung gegenüber großen Auftraggebern, müssen aber regelmäßig Löhne und Lieferanten Monate vor Fertigstellung bezahlen. Das macht sie besonders anfällig bei einer schlechten Auftragslage.“ Das Resultat: Immer öfter müssten Abstriche bei den Margen gemacht werden.

Jedoch folgt Österreich mit diesem Bild dem gesamteuropäischen Trend. Vor allem in Deutschland nehmen die Firmenpleiten in der Baubranche massiv zu, dort seien 20 Prozent mehr Insolvenzen als noch 2022 verzeichnet worden. Am härtesten trifft dieser Trend Klein- und Mittelunternehmen, die zunehmend unter Liquiditätsproblemen leiden und mit der Zinslast zu kämpfen haben.

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