Schwache Konjunktur drückt deutschen Büromarkt

Der deutsche Bürovermietungsmarkt hatte im Schlussquartal des Vorjahres das schlechteste Ergebnis seit 2009 eingefahren. Foto: pixabax.com/Leo Niederwimmer

Vor allem das Schlussquartal war durchwachsen. Colliers rechnet mit Marktbelebung im zweiten Halbjahr.

Die durch die aktuellen geopolitischen Umwälzungen geschwächte Konjunktur macht sich im deutschen Büromarkt deutlich bemerkbar. Vor allem zu Jahresende ist die Vermietungsleistung drastisch gesunken, laut Analyse von Colliers International sei im vierten Quartal mit rund 565.000 Quadratmeter das schwächste Schlussquartal seit 2009 verzeichnet worden. Für das Gesamtjahr sei ein Büroflächenumsatz von 3,4 Millionen Euro erzielt worden, was einem Plus von zehn Prozent gegenüber 2021 und das zweitbeste Jahr in den vergangenen vier Jahren markiert. Der Leerstand ist erstmals seit 2015 über die Fünfprozent-Hürde gestiegen. Laut Stephan Bräuning, Head of Office Letting Germany bei Colliers International, habe die zumindest bis zum Spätsommer gut gefüllte Pipeline aber nicht zu einem überdurchschnittlichen Ergebnis geführt: „Der von uns antizipierte Rückgang der Marktaktivität ist damit sogar früher eingetroffen als erwartet. Neben der sich eintrübenden Konjunktur hat aber auch die Verzögerung einiger Anmietungsprozesse eine Rolle gespielt, die voraussichtlich erst im Laufe des ersten Quartals 2023 abgeschlossen werden.“

Auch eine Differenzierung des Büromarkts ist im Vorjahr augenscheinlich geworden. Vor allem hochwertige Objekte in CBD-Lagen haben sich als besonders begehrt erwiesen, was sich in steigenden Spitzen- und Durchschnittsmieten und vergleichsweise hohen Volumina ausgedrückt haben. Dem gegenüber habe sich die Nachfrage nach Büros in nachrangigen Lagen respektive nach älteren Bestandsflächen als zurückhaltend erwiesen. Bräuning: „Im aktuellen, herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Umfeld agieren die Nutzer derzeit zwar zuerst einmal vorsichtiger, bringen gleichwohl bei zentral gelegenen, modernen, ESG-konformen und auf sie zugeschnittenen Flächen eine entsprechende Zahlungsbereitschaft mit. Dies geschieht auch vor dem Hintergrund, den Mitarbeitenden ein attraktives und inspirierendes Arbeitsumfeld zu bieten.“

Allerdings falle die Rezession mit einem Minus zwischen 0,4 und einem Prozent laut Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence & Foresight Germany bei Colliers, geringer aus als ursprünglich erwartet, auch die Lage bei Lieferkettenproblemen und Energiepreisen beruhige sich. Er rechnet mit einer Marktbelebung ab dem zweiten Halbjahr: „Zum Jahreswechsel hat die deutsche Wirtschaft Hoffnung geschöpft, und die befürchteten Worst-Case-Szenarien werden voraussichtlich nicht eintreffen. Der optimistischere Geschäftsausblick der Unternehmen auf die kommende Zeit wird perspektivisch auch zur Verbesserung auf den Bürovermietungsmärkten führen.“ Zwar werde vor allem das erste Halbjahr noch von Zurückhaltung geprägt sein, mit zunehmender Aufklarung der Konjunktur wird aber auch der Bürovermietungsmarkt wieder etwas an Dynamik gewinnen. Angesichts des verhaltenen Jahresstarts werde laut Trumpp der Flächenumsatz 2023 in den Top 7 mit rund 3,0 Millionen Quadratmetern aber voraussichtlich unter dem langjährigen Mittel liegen.“

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