Robuste Leerstandsraten trotz Konsumdelle und Insolvenzen

In Lagen wie Graben (Foto), Kohlmarkt oder Goldenes U gibt es keine Krise. Foto: pixabay.com

EHL-Bericht zu Geschäftsflächen: Markt trotz schwieriger Konjunktursituation und realer Kaufkraftverluste in robuster Verfassung. Geringe Flächenproduktion und Umnutzungen reduzieren Druck auf Retailmarkt.

Trotz der aktuell schwierigen Konjunktursituation, realer Kaufkraftverluste sowie einer Reihe von Insolvenzen und Marktrückzügen habe sich der österreichische Einzelhandelsmarkt im ersten Halbjahr als robust erwiesen. Wie aus dem aktuellen EHL Geschäftsflächenbericht 2023/2024 hervorgeht, haben sich die Leerstände gerade einmal auf mäßigem Niveau entwickelt. In manchen Primär- und Sekundärstädten habe sich die Leerstandsrate sogar verringert, zitiert EHL den Standortberater Standort + Markt, der eine Senkung der Leerstände im Schnitt von 7,4 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 6,8 Prozent ausweist.

Dass sich die Leerstände im Zuge des schwierigen Marktumfelds überraschend tendenziell rückläufig entwickelt haben, führt EHL auf zwei Faktoren zurück, nämlich, dass einerseits die nach Insolvenzen – vor allem bei kika/leiner – freiwerdenden Flächen rasch neuverwertet werden konnten und andererseits die gesamte Verkaufsfläche seit einigen Jahren einmal mehr um zwischen 1,5 und zwei Prozent zurückgegangen ist. Das habe den Druck auf den Markt wieder reduziert, denn es würden derzeit kaum neue Flächen produziert und Bestandsflächen würden durch Umnutzungen wie etwa Büro und Hotel oder auch einem Abriss dauerhaft vom Markt genommen.

Für Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter bei EHL Immobilien, zeigt sich in einer Stellungnahme mit der heurigen Entwicklung trotz des schwierigen Markts zufrieden: „Die Mieten gehen wegen der hohen Inflation zwar real zurück, aber zumindest in guten und sehr guten Lagen sind nominelle Rückgänge eher die Ausnahme. Auffällig ist allerdings die Verkürzung der Laufzeiten bei Neuverträgen, die mittlerweile oft nur mehr für drei statt früher zumindest fünf Jahre oder länger abgeschlossen werden.“

Vor allem der traditionell starke Diskont-Sektor sowie die durch globalen Luxuslabels stark nachgefragten Spitzenlagen entwickelten sich positiv, sagt Mario Schwaiger, Einzelhandelsspezialist bei EHL Gewerbeimmobilien: „Am Kohlmarkt und am Graben ist keine Krise zu erkennen. Für jede freiwerdende Fläche gibt es reichlich Interessenten. Die Mieten sind, abhängig von der Größe der Mieteinheit, auf bis zu 450 Euro/m² gestiegen, für sehr kleine Flächen wird in Einzelfällen sogar noch mehr bezahlt. Selbst die angrenzenden Straßenzüge profitieren vom Overflow aus dem Run auf die Spitzenlagen.“

Ebenso positiv bewertet Schwaiger, dass sich der Markt zumindest strukturell gesund erweist und im Vorjahr wie heuer der Trend zum Onlinehandel stagniert hatte, weswegen der stationäre Einzelhandel Marktanteile zurückgewinnen konnte: „Die Mausklick-Konkurrenz hat ihren Schrecken verloren, auch wenn sie in den kommenden Jahren durchaus auch wieder etwas zulegen könnte.“

Auch sei das Interesse an einem Markteintritt in Österreich auf Seite von internationalen Playern groß, darunter würden sich auch viele gänzlich neue Nachfragegruppen gesellen, nennt Schwaiger unter anderem E-Mobilitätsanbieter, die sich mittlerweile in Innenstadtlagen etablieren würden. Schwaiger: „In diesem und anderen Wachstumssegmenten hat Österreich noch einigen Nachholbedarf und das wird 2024 dazu beitragen, die Flächenreduktion im Bereich traditionell starker Branchen wie insbesondere Textil zumindest teilweise auszugleichen“, so Schwaiger

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